Marx & Ökologie: 3. u. 4. Seminar Verschränkung

#1 von Hans , 29.11.2020 11:38

Als Anhang die Vorbereitungstexte zum 3. Seminar der Reihe am 05.12.2020


Dateianlage:
Seminar_3_Material.pdf
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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#2 von Harald , 12.12.2020 21:41

Ja richtig, fangen wir an, das Gelernte anzuwenden. Die Frage, ob in den ehemals sozialistischen Staaten Warenproduktion vorherrschend war ist dafür ein willkommener Anlaß.
Vergegenwärtigen wir uns dazu zuerst, wie wird ein Arbeitsprodukt Ware?
Die erste Bedingung ist, daß der Arbeiter ein Arbeitsprodukt herstellt, was nicht für die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse in der Konsumtion sondern was für die Befriedigung von Bedürfnissen mindestens eines anderen Arbeiters dienen soll. Das Arbeitsprodukt ist oder besser wird Gebrauchswert für andere.
Die zweite Bedingung ist, daß das Arbeitsprodukt gegen ein anderes Arbeitsprodukt getauscht wird, daß es durch den Austausch mit mindestens einem anderen Arbeitsprodukt seiner Konsumtion zugeführt wird.
Das Arbeitsprodukt ist Ware in seiner Einheit von Gebrauchswert und Wert. Dieser innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird sichtbar als äußerer Gegensatz von allgemeiner Warenwelt und Geld.
Damit haben wir drei wichtige Merkmale, um beurteilen zu können, ob in einer historisch konkreten Zeit Warenproduktion vorherrscht. Und alle drei Merkmale treffen auf die Art und Weise der Produktion und Reproduktion in den ehemaligen sozialistischen Staaten zu. Die Arbeiter in den einzelnen Produktionseinheiten schufen keine Arbeitsprodukte für den eigenen Gebrauch, sondern für andere. Diese einzelnen Arbeitsprodukte wurden als Teil des jeweiligen Gesamtproduktes einzelner Produktionseinheiten gegen andere Arbeitsprodukte vermittelt durch ein Zirkulationsmittel getauscht. Und drittens gab es den Gegensatz von allgemeiner Warenwelt und Geld und damit den Widerspruch von Gebrauchswert und Wert.
Daran schließt sich natürlich die Frage nach der Rolle der sogenannten zentralstaatlichen Planung, nach der postulierten Planwirtschaft und dem Inhalt des Begriffes „sozialistische Planwirtschaft“ in ihrem Gegensatz zur „kapitalistischen Warenproduktion“ an.
Auch bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir uns zunächst auf den realen Arbeitsprozeß konzentrieren. Marx definiert: “Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation.” Diese Kooperation der Arbeiter, dieser planmäßige Produktionsprozeß entwickelt sich von seinen Anfängen als Manufaktur über verschiedene Formen wie z. B. die Fabrik zu ihren heutigen Formen als weltumspannende, global agierende Großunternehmen. Daß der Produktionsprozeß heute nur als planmäßiger überhaupt beherrschbar ist steht außer Frage und ist tagtäglich beobachtbar. Diese „innerbetriebliche Planung“ ist kein ausschließliches Merkmal einer „sozialistischen Planwirtschaft“ bzw. „kapitalistischer Warenproduktion“. Sie ist beiden gleich gemeinsam.
Aber was ist dann der Unterschied zwischen beiden?
Marx definiert die kapitalistische Warenproduktion in ihrem Unterschied zur privaten Warenproduktion im wesentlichen so, daß bei letzterer ein Arbeiter mit seinen eigenen Produktionsmitteln ein privates Produkt herstellt, das ihm wegen dieses Privateigentums an den Produktionsmitteln auch ganz und gar gehört. Dieses ihm gehörende Produkt tauscht dieser Arbeiter gegen ein anderes Privatprodukt. Kapitalistische Warenproduktion ist dagegen eine gesellschaftliche Produktion von planmäßig zusammenarbeitenden Arbeitern, von sogenannten Gesamtarbeitern, die mit ihnen nicht gehörenden Produktionsmitteln ein ihnen deshalb auch nicht gehörendes gesellschaftliches Gesamtprodukt schaffen. Dieses Gesamtprodukt wird vom Eigentümer der Produktionsmittel dem Austausch gegen anderes Gesamtprodukt zugeführt. Deshalb eignet sich dieser Kapitalist auch das produzierte Mehrprodukt an. Es ist gesellschaftliche Produktion und private Aneignung des gesellschaftlichen Mehrproduktes in Form von Profit.
Sozialistische Warenproduktion unterscheidet sich nur in genau diesem Punkt von der kapitalistischen. Das produzierte gesellschaftliche Mehrprodukt wird vom gesellschaftlichen Gesamtarbeiter angeeignet.
Beiden Produktionsweisen ist die Planmäßigkeit und der vergesellschaftete Gesamtarbeiter gleich. Sie unterscheiden sich nur in der Art und Weise der Aneignung des gesellschaftlichen Mehrproduktes, private Aneignung in der kapitalistischen und gesellschaftliche in der sozialistischen.
Der oft formulierte Widerspruch zwischen Marktwirtschaft und Planwirtschaft ist keiner. Hier sitzen wir einer Demagogie auf. Denn sowohl in der Produktion als auch im Austausch setzt sich tendenziell die Planmäßigkeit durch. Konkret heißt das, daß es eine Tendenz zur Beherrschung der „Märkte“ gibt, zur planmäßigen Beherrschung und Lenkung des sogenannten Absatzes. Wer will heute noch bestreiten, daß ein System vorherrschend geworden ist, in dem vor dem Beginn der Produktion der Absatz der zu produzierenden Produkte gesichert wird. Straßen, Wohnungen, Autos, Flugzeuge, Schiffe etc. pp. werden gebaut nachdem deren Verkauf durch entsprechende Aufträge gesichert ist.
Der Widerspruch ist richtigerweise jener zwischen Anarchie und Planmäßigkeit. Die allgemeine Tendenz dieses Widerspruches ist dessen Untergang indem die Planmäßigkeit tendenziell nach der Produktion auch den Austausch dominiert.


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#3 von HGG , 13.12.2020 10:49

Lieber Harald,

ich denke, in der Analyse sollten wir nicht hinter Robert Kurz: Der Kollaps der Modernisierung (Reclam Leipzig, 1994) zurückfallen.
Und seinen Klassiker zum "Unwert des Unwissens" sollte man dann auch mal daneben legen.
https://www.exit-online.org/pdf/Wertkrit...nsideologie.pdf

Ich habe große Probleme mit einer Sicht, die hinter der zunehmenden Planmäßigkeit von Handeln die inhärenten Widersprüche einer bürgerlichen Produktionsweise verkennt, indem sie die Beschreibungsform (den Plan) mit der Vollzugsform (der Umsetzung) verwechselt. Dazu vielleicht https://www.aphorismen.de/zitat/53289
Plan heißt vor allem, die Größe der zu legenden Eier mit der Anatomie seiner Hühner abzugleichen. Dass Unternehmer diese Anatomie tendenziell überstrapazieren, muss ich sicher nicht weiter erläutern.


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#4 von Hans , 14.12.2020 08:19

Hier ein Diskussionsbeitrag von Friedrich Teuscher:

Liebe Leser!

Ich schlage vor zu differenzieren. Innerbetrieblich gibt es Planung in beiden Systemen (bis auf Autoindustrie; dort schummelt ein Ingenieur ein Abgasbetrugssystem rein), aber zwischenbetrieblich gibt es große Unterschiede. Jede Insolvenz ist ein Ausdruck dessen. Konkurrenz heißt immer noch, Mitkonkurrenten vom Markt zu drängen. Siehe Werften. (Im Kapitalismus könnte man auch unterscheiden zwischen intra- und inter- konzernmäßig.)

Historisch gab es natürlich einen wesentlichen Unterschied: Im Sozialismus hatte man Schwierigkeiten, den Bedarf zu decken. Das war in den hochentwickelten kapitalistische Ländern nicht das Problem. Dort gilt es, ständig den Bedarf zu erhöhen, die Bürger konsumptionssüchtig zu machen.

(Nur zum Bedenken.)

Viele Grüße, Friedrich


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#5 von Hans , 14.12.2020 08:32

Und ein Diskussionsbeitrag von Cai Pfannenschmidt:

Hallo, ich möchte mich noch einmal zum Seminar am 5.12. äußern.

Ich hatte den Eindruck, daß uns - bzw Ansgar - die Zeit davonlief, weil das Verhältnis zwischen den Tauschwerten immer wieder und immer noch mal von rechts oben hinten, links unten vorne usw beleuchtet wurde, wie bei einem aufgebockten Auto. Eigentlich ist das entsprechend den Gesetzen des Denkens und der Logik nicht so eine schwierige Angelegenheit: wenn man zwei verschiedene Dinge vergleicht, muss es etwas Gemeinsames zwischen diesen beiden Dingen geben (Arbeitsprodukt), und wenn man das quantitative Verhältnis dieses Gemeinsamen betrachtet, kommt man zum Zeitaufwand, den es braucht, um etwas herzustellen.

Dann muss man noch den Gesichtspunkt der gesellschaftlich notwendigen Durchschnittsarbeitszeit betrachten, der sich erst im nachhinein, Austausch offenbart.

Ich möchte gerne noch bis dort hin kommen: verstehen und erklären können, warum jeder einzelne Kapitalist gezwungen ist, auf Teufel komm raus Sachen zu produzieren und sie als Waren auf den Markt zu schmeißen, und daß bei der allmählichen Entwertung der Waren durch die von der Konkurrenz erzwungenen hochproduktiven Herstellung die Masse der Waren immer mehr gesteigert werden muss, um die durch die erhöhte Produktivität bewirkte Wertminderung der einzelnen Ware auszugleichen. Daß das der Grund ist, warum immer mehr Naturstoff aus der Erde gekratzt, im kapitalistischen Produktionsprozess umgeformt, um als Ware auf den Markt geschmissen und verkauft zu werden und dann vernutzt als Müll irgendwo rumzuliegen.

Daß diese Tatsache nicht Sache einer bewussten Entscheidung von Menschen ist, sondern ein Systemzwang, eine Gesetzmäßigkeit einer bestimmten Produktionsweise. Ich möchte gerne zB mit FFF-Sympathisanten darüber ins Gespräch kommen können.

Man kann diesen Kram wöchentlich zB bei Aldi in den Sonderangebotsregalen besichtigen.

Gruß von Cai


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#6 von HGG , 14.12.2020 09:57

"Ich möchte gerne noch bis dort hin kommen: verstehen und erklären können, warum jeder einzelne Kapitalist gezwungen ist, auf Teufel komm raus Sachen zu produzieren und sie als Waren auf den Markt zu schmeißen, und daß bei der allmählichen Entwertung der Waren durch die von der Konkurrenz erzwungenen hochproduktiven Herstellung die Masse der Waren immer mehr gesteigert werden muss, um die durch die erhöhte Produktivität bewirkte Wertminderung der einzelnen Ware auszugleichen. "

Eine einfache Antwort (vielleicht zu einfach): Für die Einrichtung und Reproduktion der Infrastruktur, in der diese Produktion erfolgt, muss Kapital vorgeschossen werden, das (planmäßig) nur retourniert, wenn (wie geplant) produziert wird. Einfache Return-on-Investment-Rechnung. Wird nicht produziert (und zwar etwas am Markt Verkaufbares), geht der Unternehmer pleite, weil sein vorgeschossenes Kapital nicht retourniert.

Vor denselben Fragen steht auch eine "sozialistische" Produktion (was auch immer das sein soll).

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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#7 von Hans , 14.12.2020 14:11

Und ein Beitrag von Jörg Heyden:

Hallo Ansgar,
die Zeit war zu kurz oder der Stoff zu viel. Bei mir sind etliche Fragen und Bemerkungen geblieben:
- Kommt der Begriff „Verschränkung“ bei Marx vor? Ich kenne ihn als an Physik Interessierter nur aus der Quantenphysik, Einstein: „die spukhafte Fernwirkung“.
- Was ist nach deinem Verständnis „das Gesellschaftliche“? Ich als Soziologe habe da meine Definition.
- Ich finde den Marx'schen Begriff „Privat“arbeiten sehr unglücklich. Er ist gemeint als Gegensatz zu gesellschaftlicher Arbeit als Einzelarbeit, als vereinzelte Arbeit. „Privatarbeit“ leistet Missverständnissen allzu leicht Vorschub.
- Wer ist Produzent? Nur „idealtypisch“ ist das die einzelne Person, ein Individuum, das dann sein Zeug als Ware tauscht. Produzent ist, wer tauscht. Real kein Arbeiter, sondern die Produktionseinheit, der Betrieb oder die Firma. Gearbeitet wird im Betrieb, getauscht (Ware) zwischen Betrieben als Produktionseinheiten.
- Was ist bei Saito anders als bei Marx? Wozu gibt er sich die Mühe, Marx noch einmal nachzuerzählen?
- Marx spricht vom stofflichen Warenkörper. Was ist mit Dienstleistungen, Immateriellem?

Was ist aber sehr vermisst habe: Beispiele für den Fetischcharakter und die doch sehr abstrakten Formulierungen bei Marx. Offensichtlich hat Marx die Kenntnis eines Fetischs und des Fetischismus vorausgesetzt.
Zunächst: ein Fetisch ist ein Ding, dem magische Fähigkeiten zugeschrieben werden, Paradebeispiel Voodoo. Die Dinge sind so gesehen mit Leben erfüllt. Auch wie Kinder in ihrer „magischen Phase“. Ein Stein, mit dem ein Kind spricht, für das dieser „beseelt“ ist. Dinge, in die etwas „hinein geheimnist“ wird. Die Dinge sind nicht was sie sind, sondern etwas anderes, etwas „übersinnliches“ (nicht Spiritistisches in heutigem Sprachgebrauch!)).
Wenn die Dinge Waren sind, dann kauft jemand nicht nur die Ware, sondern z.B. in einer Schulklasse Anerkennung: Es muss eine Levis sein, sonst ist man draußen.
Mit Spielzeug für Kinder erkaufen sich Eltern „Liebe“ (bekommen oder geben), bis das Kinderzimmer platzt. Schönheit erkaufen mit Klamotten (Mode), „Kleider machen Leute“ – meine Nachbarin hat 124 Paar Schuhe!!! Sicherheit erkaufen wir mit Versicherungen – die Deutschen seien „überversichert“, und mit dem Versprechen auf Sicherheit gewinnt man Wahlen. Und die Armee „produziert“ Sicherheit („Wir produzieren ...)
Die Werbung suggeriert Glück mit der Fülle des Habens, z.B. die alte Sparkassen-Werbung: wie Spielkarten auf den Tisch geknallt: mein Haus, mein Auto, mein Segelboot, mein, mein, mein.....
Erich Fromm, „Haben oder Sein“: was ich nicht bin, das kauf ich mir.
„Früher“, so in den 70er/80er Jahren, nannte man das Konsumterror. Und älter: Haste was, dann bist was.
Ich selbst bin manchmal ein Buch-Fetischist: Ich kauf mir ein Gartenbuch und denke, ich kann gärtnern. Ich kauf mir ein Kochbuch und denke, ich kann kochen (...kann ich nicht!).
Fetisch, eine einem Ding (auch Geld/Kapital) nicht wirklich zukommende Eigenschaft: ich spare bzw. investiere und erwarte Zinsen. Werbung bei der Spadaka im Schaufenster: lassen Sie Ihr Geld arbeiten! Ein kleiner Zweizeiler: Wohin ich auch kam/nie sah ich Geld arbeiten (Werkkreis Literatur der Arbeitswelt). Kapitalfetisch als Eigenschaft, aus sich selbst heraus Mehrwert zu bilden, Zins, die scheinbare Selbstverwertung von Kapital. (Einige müssen dabei immer arbeiten!)
Das Auto als Prestigeobjekt: ein Nachbar, angestellt in der Leistungsabteilung des Arbeitsamtes, fährt einen dicken, neuen Mercedes. Abgesehen von seinen männlichen Muskeln aus der Mucki-Bude. Aber ich bin froh, wenn er mir mal auf der Treppe tragen hilft..... Das Auto als Prestigeobjekt in den 50ern: Boah, der (meist ein Mann) hat einen Wagen!! und den putzt und wienert er am Sonntag auf Hochglanz.
Wir sind wirklich von einem Nebel aus Fetisch eingehüllt.
Dafür ist aber keiner persönlich aus Gier verantwortlich. Es herrscht Überproduktion an Waren (....und an Schulden). Was produziert wird, muss abgesetzt werden, der Mehrwert und der Profit kann nur im Konsum der Endverbraucher realisiert werden. Es werden am laufenden Meter neue „Bedürfnisse“ geschaffen, auch die absurdesten. Ohne Konsum kein Profit. Und für wachsenden Profit und Konsum muss man nicht nur mehr Waren produzieren (für die Müllhalde), sondern auch Fetische. Und was heute neu ist, ist morgen veraltet. Das „immer mehr, immer mehr....“
Ganz aktuell vor Weihnachten schlägt der Fetisch Purzelbäume, was „braucht“ man nicht alles...! Was hängen die Leute an ihrem Konsumrausch-Fest. Und können seinen Verlust dieses Jahr gar nicht verschmerzen!!
Und wir machen alle bereitwilig mit, alles, aber auch alles wird käuflich, in jede Pore der Gesellschaft dringt die Käuflichkeit, dringt ökonomisches, rechnendes Denken, der Konsum wird total. Wir haben keinen politischen Totalitarismus, wir haben etwas Besseres: den Totalitarismus des Konsums. Und wir sind (fast) alle „Mitläufer“. Der Konsum lullt uns so schön kuschelig ein, und als Konsumenten sind wir auch ökonomische Charaktermasken, dieser Rolle, mit der Einbildung, wir (jedenfalls sehr viele) wären so „toll“ wie die Einflüsterungen der Werbung uns glauben machen wollen. Was ich nicht bin, das kauf ich mir.
Früher, s.o., nannten wir das „falsche“ (gegen „echte“) Bedürfnisse, ohne zusehen, dass diese mit Notwendigkeit produziert werden müssen.
So, mehr fällt mir im Moment nicht ein, es gibt ja eine Überfülle an Beispielen. Aber ich denke, das nimmt dem Fetischismus seinen abstrakten Charakter.
Grüße
Jörg


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#8 von Hans , 15.12.2020 08:25

Das Thema des 3. Seminars wird in einem Fortsetzungsseminar weiter diskutiert.
Hierzu hat Ansgar den angehängten Text erstellt.
In diesem Text wird eine Reihe der Fragen, die in den obigen Diskussionsbeiträgen aufgeworfen wurden, aufgegriffen.


Dateianlage:
Seminar_4_Material.pdf
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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#9 von Cai , 16.12.2020 20:57

Hallo, ich bereite mich mit dem Text von wolf auf das Seminar vor. Ich verstehe in folgendem Absatz die an den Schluss gesetzte Aussage nicht.

Für die auf jeder Abstraktionsstufe dargestellten ökonomisch-gesellschaftlichen Prozesse wird von Marx inhaltlich verbindlich gezeigt, auf welche Weise in ihnen der Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren, zwischen der Stofflichkeit und der Gesellschaftlichkeit der Arbeit ebenso sehr gesetzt wie gelöst wird. Von der einfachen Wertform im Verhältnis zweier Waren zueinander über die durch die Beziehung von preisbestimmter Ware und Geld gekennzeichnete Warenzirkulation bis zu allen Formen, die das Kapital in seinem durch die verschiedenen Kreisläufe bestimmten „Lebensprozess“annimmt, handelt es sich um aus Formen des Werts bestehende Bewegungsformen, worin der Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren nicht nur gelöst ist, sondern zugleich auch erhalten bleibt. Aufgrund der im Wert ausgedrückten gesellschaftlich-allgemeinen und der mit dem Gebrauchswert gegebenen stofflichen Seite der Arbeit lässt sich über die Bedeutung des Widerspruchs zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren das Gleiche sagen wie über den zuerst von Marx entdeckten Doppelcharakter der Arbeit. Er ist der „Springpunkt der Kritik der politischen Ökonomie“. In der durch den oben beschriebenen Zusammenhang von Struktur und Handeln bestimmten Weise schaffen und gestalten die Menschen eine ökonomisch gesellschaftliche Wirklichkeit, die sich durch das Setzen und Lösen des Widerspruchs zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert auszeichnet. Die gesellschaftliche Arbeit erhält eine dem bewussten Zugriff und damit auch jeglicher Willkür der Menschen entzogene durch die Lösungsformen des Widerspruchs geprägte Bewegungsstruktur, die eine mit der äußeren den Menschen umgebenden Natur vergleichbare Eigenständigkeit und Eigendynamik besitzt.
Was heißt, daß der Widerspruch zwischen Gebrauchswert und Wert sowohl gelöst wird als auch erhalten bleibt?
Gruß von Cai

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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#10 von Hans , 19.12.2020 11:19

Ein weiterer Diskussionsbeitrag von Jörg:

Ein paar Bemerkungen zu Ansgars Antwort auf meine Fragen:

Zunächst: was ist ein Fetisch? Zu seinen Zeiten, und so schreibt er es auch in seinem Text: in einem religiösen Sinn.
Fetisch ist die Zuschreibung von (auch magischen) Eigenschaften zu Objekten, die diese nicht von Natur aus haben. Fetische werden etwas anderes als das, was sie sind
.... „Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion de religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eigenem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehend selbstständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist.“
Weiter:

Es gebe „die der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliche, und aus ihrem Wesen entspringende fetischistische Anschauung, welche ökonomische Formbestimmtheiten, wie Ware zu sein, produktive Arbeit zu sein etc. als den stofflichen Trägern dieser Formbestimmtheiten oder Kategorien an und für sich zukommende Eigenschaft betrachtet.“
(Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Berlin 2009, S.131)

Dieser verschachtelte Satz heißt aufgedröselt:

Es gibt den fetischistischen Glauben, der das Ware-Sein als Eigenschaft des stofflichen Trägers betrachtet.

Was aber ist das Ware-Sein? Die Ware „verkörpert“ buchstäblich soziale Beziehungen. Welche Beziehungen gibt es?
Jeder Mensch ist in eine Unzahl von sozialen Beziehungen eingesponnen.

Wenn also ein Fetisch etwas anderes ist, als es zu sein scheint, dann ist die Ware etwas anderes, als sie ausschaut. Das Ware-Sein ist also schon der Fetisch, aber was heißt das an konkreten Beispielen und nicht nur so allgemein als „gesellschaftliche“ Beziehungen? Und das sind auch nicht zwangsläufig nur Warentauschbeziehungen. Die Dinge spiegeln etwas wider, was sie selbst nicht sind.

Wieso werden Arbeitsprodukte im Austausch als Waren „übersinnlich“? Sinnlich meint dabei nicht nur „anfassen“, gibt ja noch mehr Sinne. Aber Beziehungen sind unsichtbar. Die Beziehungen, mit denen die Waren „aufgeladen“ sind, sind durch Sachen repräsentiert

Die von mir genannten Fetisch-Beispiele kleben an den Arbeitsprodukten, an Levis, an Schuhen, an Autos usw. usf. Das mag nicht nur so sein, das ist Alltag

Das was du auf Seite 12 als Antwort geschrieben hast, geht etwas an dem vorbei, was ich geschrieben habe. Es geht nicht um zusätzliche Nützlichkeiten, sondern um durch Sachen vermittelte Beziehungen. Die Beziehungen in z.B. einer Schulklasse, in einer Familie, in einer Nachbarschaft usw. Die Anerkennung oder Nicht-A. ist eine soziale Beziehung zwischen Personen, die an der Sache (Gebrauchswert: Hose) „klebt“. Wenn Marx von gesellschaftlichen Beziehungen spricht, dann frag ich mich, welche sind das konkret, in der konkreten gesellschaftlichen Alltags-Wirklichkeit. Ich habe auch nichts von einer vielleicht moralisierenden Bedürfniskritik gesagt, das war mal in den 70ern. Ich habe nur gesagt, der Kapitalismus mit seiner Lebensweise des immer Mehr und Mehr und Mehr.... schafft tausendfach neue Fetische, um seinen Plunder los zu werden und Mehrwert und Profit zu realisieren.
Beispiele: Neid und Anerkennung


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#11 von Hans , 19.12.2020 12:14

Ein Kommentar von Ikke:

Ein Zoom- Seminar ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Es ist sowohl sehr schwierig für den Referenten zwischen geteiltem Bildschirm Gesichter und Meldungen zu erkennen, als auch für die Teilnehmer das Wort zu ergreifen, wenn andere die Kamera nicht anmachen und man gefühlt in eine unbestimmte Runde redet. Für mich war das auf jeden Fall zu Beginn eine kleine Hürde, die ich versucht habe, mir zu nehmen.

Also ja, ich denke die arme Diskussion ist der Zoom-Form geschuldet. Vielleicht würde zu Beginn eine kurze Vorstellungsrunde helfen, sodass wir untereinander ein bisschen in Kontakt treten und alle einmal was gesagt haben?

Klasse finde ich, dass so viele trotz der technischen Schwierigkeiten und neuen Form teilnehmen!

Inhaltlich muss ich sagen - und das kann natürlich dem geschuldet sein, dass ich es erst zum 3. Seminar geschafft habe - habe ich den roten Faden nicht aufnehmen können. Vielleicht habe ich auch eine zu starke "Klärungsprozess-Brille" auf und suche zu stark nach dem Ziel, nach einem Ergebnis.
Mir ist also das Ziel des Seminars nicht klar geworden. Ist es ein Bildungsseminar? Es hatte einen hohen Anteil an Bildungscharakter, die Folien von Ansgar waren großartig ausgearbeitet, für Lücken im Verständnis der politischen Ökonomie war es eine gute und detaillierte Darstellung.

Dafür war auch das Vorbereitungsmaterial sehr gut geeignet und strukturiert.
Oder geht es um eine Auseinandersetzung mit marxistischen Grundlagen, um diese dann in ein Verhältnis zu setzen zur aktuellen Debatte - ihr habt euch in diesem Fall für Saito entschieden? Für diesen Fall kam die Behandlung des Textes von Saito mMn zu kurz. Zumal bei mir nur hängen geblieben ist, dass Ansgar sprachliche Widersprüche hatte, aber keine inhaltlichen Differenzen. Vielleicht sind sie auch nicht vorhanden? Wie steht ihr als AK Diamat und wie die Teilnehmer zu Saito? Also an welchen Punkten entfernt sich Saito von der marxistischen Grundlage oder hat eine andere Interpretation? Das hätte ich sehr spannend gefunden.

Ich habe nun auch nach dem Seminar noch nicht verstanden, warum die Auseinandersetzung mit Saito?

Eine andere Erwartung an das Seminar von mir war, dass wir Gesetze aus der Gesellschaft und der Natur in ein Verhältnis setzen. Das wäre für mich neu gewesen.


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#12 von Cai , 20.12.2020 13:14

Zum Begriff Fetisch:

Hallo, ich möchte mich gerne zu der Unklarheit mit dem Fetisch äußern, die sich gestern zwischen Ansgar und Jörg zeigte.
Das mit dem Fetisch ist wohl so wie mit dem notwendig falschen Bewusstsein, also nicht einfach nur Täuschung, sondern sozusagen eine notwendige Täuschung, eine Täuschung, die auf realen Grundlagen passiert, eine Täuschung, von der man sich nicht einfach durch die Kraft des Bewusstseins befreien kann.
Die Bedürfnisse werden durch Gebrauchswerte befriedigt, und wenn man genügend Geld hat, kann man sich Bedürfnisse befriedigen. Der Fetisch zeigt sich darin, daß die Menschen, statt ihre Bedürfnisse zu befriedigen, statt ihre Bedürfnisse direkt befriedigen zu können, danach streben und streben müssen, ordentlich viel Geld zu haben, zu kriegen, zu verdienen oder wie auch immer, daß sich in der Folge, aber nicht notwendigerweise, sozusagen das Streben nach viel Geld verselbständigt, sich loslöst von dem Ziel der Bedürfnisbefriedigung.

Und dann gibt es ja noch den Begriff Kapitalfetisch. Ich stelle mir das so vor:
Auf der Ebene der Gesamtwirtschaft oder aus der Perspektive des Kapitalisten ist es so, daß es nicht darum geht, Produkte herzustellen, die Bedürfnisse befriedigen, sondern irgendetwas herzustellen, mit dem man über den Verkauf Geld machen kann, und zwar möglichst viel Geld machen kann, und immer mehr. Das System der Verwertung des Werts verselbständigt sich allmählich und immer drastischer von den Bedürfnissen der Menschen usw
Die Ironie im Systemvergleich BRD - DDR ist dann noch, daß das westdt System besser geeignet war, Bedürfnisse zu befriedigen, weil die Kapitalisten in ihrem Streben nach Profit genau die Ohren am Verbraucher hatten, jedes auch nur möglicherweise auftauchende Bedürfnis zu befriedigen, und durch die hohe Produktivität, ein besseres Antreibersystem und was auch noch in der Lage waren, die Waren günstig anzubieten und andere Anbieter niederkonkurrieren konnten.
Gruß von Cai

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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#13 von Hans , 20.12.2020 16:05

Im Folgenden die wesentlichen thematischen Einträge aus dem Chatverlauf vom Seminar am 19.12.2020:

Ein Anliegen von Bernd ist der Mangel Klassenkampf - Klassenverhältnisse in unserer Debatte
Auseinandersetzung mit dem greenreset -transformation
alles löst der Sozialismus
der Naturbegriff
der Technikbegriff
Natur - Kultur

Was unterscheidet Verschränkung von Verflechtung (in der VWL) und Koevolution?

in welchem Verhältnis stehen die Begriffe "Verschränkung des Handelns von Menschen und Natur" und "Einheit von Mensch und Natur"?

Was ist ein "subjektives Spiegelungsverhältnis"? Gilt das auch für "kooperative Subjekte" (das BGB kennt "juristische Personen")?

Was sind "Gesetze"? Hegel unterscheidet "Gesetze der Erscheinung" und "Gesetze des Wesens". Welche Rolle spielt das hier?

Muss man sich auch um "Technikgesetze" kümmern, wie sie etwa in der TRIZ eine Rolle spielen?

Theorieproduktion steht nicht für sich allein, sondern ist auf praktische Wirkung gerichtet. Dazu braucht man nach meinem Verständnis einen Technikbegriff, um darüber angemessen zu sprechen.

Muss man bei der Verschränkungsproblematik zwischen Beschreibungsform und Vollzugsform unterscheiden?

Was ist "vom Menschen unbeeinflusste Natur"? Gehören die Bienen dazu, die unter Glyphosat als unbeachtetem Nebeneffekt leiden?

Erfolgreiche kooperative Bewirtschaftung von Infrastrukturen in vorkapitalistischen Zeiten beschreibt Elinor Ostrom im mehreren ihrer Arbeiten. Mehr dazu in http://www.informatik.uni-leipzig.de/~gr.../Report-W19.pdf

Mensch-Natur-Verhältnis gib es nicht erst seit dem Kapitalismus und das endet auch nicht mit dem Kapitalismus. Was ist im Kapitalismus spezifisch? Muss man dazu nicht erst das Allgemeine bestimmt haben?

Technik ist infrastruktureller Gebrauchswert, in den investives Kapital verwandelt wird.

"Innere notwendige Zusammengehörigkeit" und "selbstständige Existenz gegeneinander" sind aber Begriffe der Beschreibungsform. Wie steht das zur Vollzugsform, dem Tätigkeitsfeld der Unternehmer?

Das ist die Perspektive des "Arbeitnehmers". Wie sieht das aus der Sicht des "Unternehmers" als _Organisator_ der Produktion aus?
Wieso ist die von Kapitalisten organisierte gesellschaftliche Arbeit "private Arbeit"? Wie ist das zu verstehen?

Haben auch (immaterielle) Dienstleistungen einen Gebrauchswert?
Diese spezifische Sicht auf Dienstleistungen ist längst auch unter Marxisten mehr als umstritten, siehe etwa Georg Quaas.

Die getauschte Ware muss aber vorab produziert werden, das muss dann auch in einer Tauschwerttheorie angemessen betrachtet werden. Es ist auch nicht der "Einzelarbeiter", sondern der "maschinelle Produktionsprozess" und damit kooperative Subjekte in arbeitsteiliger Produktion, die diese Waren produzieren.

Es werden keine Einzelstücke, sondern typgleiche Produkte getauscht. Ohne diese Typgleichheit funktioniert die ganze Theorie nicht.
Es sind nicht nur typgleiche, standardisierte Produkte, die hier eine Rolle spielen, sondern auch typgleiche, standardisierte Arbeiten.
Diese Konstruktion des Arbeitswerts ist damit nur die Spitze der Abstraktion standardisierter Produkte, so wie verschiedene Stuhlarten zur Produktgruppe "Stühle" zusammengefasst werden und weiter zur Produktgruppe der "Sitzmöbel" und die weiter zur Produktgruppe der "Innenraumausstattung" usw.

Geld ist nach meinem Verständnis kein Verhältnis zwischen Sachen, sondern zwischen Menschen.

Ja, ein Produktionsverhältnis.

Nein, ein Austauschverhältnis.

Zwischen mindestens zwei Menschen.

Nein, in der Zweiheit kommt es zwar zum Ausdruck, als Austauschverhältnis ist es aber ein gesellschaftliches.
Dazu empfehlenswert "Georg Quaas: Relationale Geldtheorie".

Beginnt die Gesellschaftlichkeit im Gegensatz zur Individualität nicht bereits zwischen zwei einzelnen Menschen?

Ein Flugzeug besteht aus vielen Teilen. Keines von ihnen kann fliegen, das Flugzeug aber doch. So ähnlich ist es auch hier, kurz - ein emergentes Phänomen.

Aber das notwendige Zusammenwirken von den einzelnen Teilen beginnt bereits bei zwei einzelnen Teilen. Und dies ist kein Phänomen.

Beim Flugzeug müssen _alle_ Teile auf die richtige Weise zusammenwirken, ehe es fliegen kann. Ist das hier anders?

Die gesellschaftlich notwendige Arbeit setzt die Einzelarbeit ja ins Verhältnis zu _allen anderen_ Arbeiten, auch im dualen Austausch von zwei Waren.
Wieso haben Verhältnisse keine eigenständige Existenz? Was für ein Materiebegriff steht hier im Raum?

Was ist für dich der Unterschied zwischen gesellschaftlichen Gesetzen und institutionalisierten Verfahrensweisen?

Braucht es Ebenen der Aggregation zwischen Individuum und Gesellschaft, zum Beispiel einen Begriff "kooperatives Subjekt"?

Was ist mit Wertschöpfungsketten, die ja nicht nur Wertketten, sondern auch Gebrauchswertketten sind? Kann man das nicht erst verstehen, wenn man sich vom einzelnen Tauschakt löst und wenigstens einen größeren arbeitsteiligen Zusammenhang betrachtet?

Die von Ansgar eingenommene Perspektive ist die einer strengen Zweiteilung von Produktion und Verteilung, während in Wertschöpfungsketten diese beiden Momente intensiv miteinander verzahnt sind. Nach meinem Verständnis verstellt die vorgetragene Zweiteilung den Blick auf die realen Umstände.

Das ist aber ein großer Sprung von Privatarbeit und Ware zu unmittelbarer gesellschaftlicher Arbeit...

Nicht wirklich, Wolf Göhring hat das schon vor 20 Jahren aufgeschrieben, etwa http://erste.oekonux-konferenz.de/dokume...e/goehring.html

Was ist der Unterschied zwischen Fetisch und falschem Bewusstsein, etwa einem geozentrischen Weltbild oder dem Gesetz, dass ein Blatt vom Baum langsamer fällt als ein Stein?

Vor der Produktion müssen die Produktionsbedingungen produziert werden.

Ansgar, als Architekt, denke ich, weißt du, was Baurecht, Nutzungsänderungsplanung usw. bedeutet und welche Rolle dabei die öffentliche Hand spielt. Ich verstehe deine Ausführungen zu den "Privatarbeiten" also nicht.

Planung wächst? Was ist mit "agilen Methoden"?

Vor der Aneignung der Produktionsmittel müssen diese zunächst einmal (re)produziert werden (und auch nach der Aneignung).

Ist der "Weltgesellschaftsarbeiter" der neue Fetisch?

Christoph, ist deine Vision eine Welt ohne Widersprüche, also das Ende der Dialektik?

Kann und will der Verbraucher immer sagen, welches Bedürfnis er wann hat? Lebensmittel, die nicht spontan situationsabhängig gekauft werden, werden oft weggeworfen. Der Verbraucher will auch gerne zwischen fertigen Produktvorschlägen entscheiden, z.B. welchen Computer er nun tatsächlich kaufen möchte.
Ist das Problem die kapitalistische Produktionsweise oder generell die industrielle Produktionsweise in der heutigen Form? Vor 10 Jahren hat man noch vom "Peak Oil" und dem "Ende des fossilen Zeitalters" geredet. Ist das heute noch ein Thema für euch?

Das sind genau die Fragen, zu denen wir vordringen müssen und wollen.

Zum Thema Technik haben wir das hier zusammengestellt: https://wumm-project.github.io/TTS. Außerdem http://www.informatik.uni-leipzig.de/~gr.../Report-W19.pdf


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#14 von HGG , 24.12.2020 11:30

90% der Fragen waren von mir, wobei ich eingangs betonte, dass darauf nicht geantwortet werden muss, wenn es eure Kreise zu stark stört. Und so war es dann auch.

Natürlich werdet ihr euch fragen, was ein Mathematiker und Informatiker von Marx versteht, der aus einer Welt kommt, in der bereits die Studenten jener "neutralen" Fächer gezwungen waren, sich mit diesen Gesellschaftstheorien auseinanderzusetzen. Der sich mehrere Jahrzehnte mit polit-ökonomischen Fragen befasst hat, der vor 20 Jahren zum Kern des Oekonux-Projektes gehörte und dort bereits mit der These "der Kapitalismus ist die pubertäre Form einer freien Gesellschaft" auf- und durchfiel. Dabei ist das nur eine Konsequenz der Marxschen Beobachtung der Wandlungsfähigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. Was aber ist das äußere Agens dieser Wandlungen der Produktionsweise selbst? Ist es eine Fehlannahme, einen kommenden Sozialismus als Durchgangsgesellschaft, als "Transformationsprojekt", zum Kommunismus zu fassen, und die bürgerliche Gesellschaft selbst ist bereits jenes "Transformationsprojekt"? Dann wäre die Aufgabe aber größer als "nur" die Überwindung des Kapitalismus. Und sie ist ja auch schon formuliert mit dem "Ende der fossilen Produktionsweise", mit dem inzwischen gut vergessenen "Peak Oil". "Peak Oil"? "Peak Everything"! Corona ist ein klitzekleiner Vorgeschmack auf die Wandlungsprozesse, die anstehen.

Dazu habe ich einiges publiziert:
Chemnitzer Thesen. 2005
Wie geht Fortschritt? 2012
Lange Wellen und globale Krise. 2012
Meine Argumente und Fragen beziehen sich natürlich auf diesen Hintergrund sowie weitere Schriften zu polit-ökonomischen Themen (siehe dazu https://hg-graebe.de/EigeneTexte/).


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RE: Marx & Ökologie: 3. Seminar Verschränkung

#15 von Hans , 12.01.2021 09:57

In Fortsetzung des Diskussionsstrangs zum Thema Warenfetischismus hier nochmal ein sehr lesenswerter Beitrag von Jörg:

Mein Ziel ist, den Warenfetisch nicht in Marx´ eigener Terminologie – wie mehr oder weniger auswendig gelernt – nachzuerzählen (-beten),
sondern es auch für mit dieser Terminologie nicht Vertraute in eigenen Worten verständlich darzustellen.
Im Bereich „Lern- und Arbeitstechniken“ war es für mich immer eine Forderung, einen Sachverhalt in eigenen Worten zu formulieren und
in eigenen Worten anderen zu erklären, weil jemand nur dann behaupten kann, die Sache verstanden zu haben.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Tricks wie copy and paste oder in anderen Bereichen Auswendiglernen jemandem das Verständnis einer
Sache keinen Millimeter näher bringen.

.. und ohne einen Originaltext (Marx) in der Nacherzählung noch schwerer lesbar und verstehbar (Dieter Wolf) zu machen – rein stilistisch.

Dabei verwende ich statt des Begriffs „Verhältnis“ (Nominalisierung von „verhalten“, siehe „Verdinglichung“) den Begriff „Beziehung“, der
im soziologischen Sinne ebenso umfassend ist, wenn auch ohne Bezug auf das „Verhalten“, aber eingängiger. In einem Tausch verhalte ich
mich und gehe eine Beziehung ein.

Was ist eine Mystifikation? In der Steinzeit kenne ich die Ursache von Phänomen wie Blitz und Donner nicht. Unbegriffenes macht mir Angst.
Also „mache ich mir einen Reim drauf“, erfinde Götter usw. (Kopfgeburten) oder auch Verschwörungserzählungen.......

Um von hinten anzufangen – zum besseren Verständnis des Anfangs, des Warenfetischs: mit der Kapitalmystifikation, beim Kapitalfetisch
(MEW 25, 404/405)

Am Kapitalfetisch wird am leichtesten deutlich, dass es Magie ist, aus Geld mehr Geld zaubern zu wollen. Das funktioniert nur in der Einbildung,
in der Annahme, dass es eine selbstverständliche Natureigenschaft des Geldes sei, sich zu vermehren (Zins).
Das ist keine Erklärung der Vermehrung, „es ist einfach so“, wird als „selbstverständlich“ angesehen.

Diese Mystifikation begegnet uns auf Schritt und Tritt. ....„lassen Sie Ihr Geld arbeiten“ heißt es, wenn wir Geld „anlegen“. Bei unserer
kapitalgedeckten Rente erwarten wir eine „anständige“ Verzinsung.....

Kapital als Selbstverwertung des Geldes ohne den „vermittelnden Prozess“ (der Reproduktion).
Selbstverwertung als sachliche Eigenschaft „von Natur aus“. „Eine einem Ding (= Kapital) von selbst zukommende Eigenschaft“.

Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses – wie im Märchen vom süßen Brei.

„Das Ding (Geld...) ist nun als bloßes Ding schon Kapital, und das Kapital erscheint als bloßes Ding“ mit Eigenschaften (ein Ding
hat halt Eigenschaften...). Ein Ding mit der Eigenschaft, Zins abzuwerfen (wie der Birnbaum Birnen trägt, also als Natureigenschaft.
Der Zins (als Resultat) erscheint als eine einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft“ (s.o.), quasi ein „automatischer Fetisch“.

Es scheint so, als wäre der Zins eine „natürliche“ Eigenschaft des Kapitals (s.o. Geld „anlegen“). Die Ursache, die Quelle
(also die Arbeit) verschwindet, niemand zerbricht sich den Kopf darüber (außer vielleicht einige bei „grünen“ Anlagen).
Die Beziehungs-/Tauschseite sieht man nicht, wenn sie in einem Ding „steckt“, sie erscheint nicht, nur das Ding wird gesehen.

Die dem Kapital „zukommende“ Eigenschaft (Zins tragen) ist aber in der Wahrnehmung des Geldbesitzers, des Anlegers eine
zugeschriebene Eigenschaft, etwas wird zum Ding mit Eigenschaften „von Natur aus“ ausgestattet.
Dasjenige, was eine Sache in Wirklichkeit ist, wird in der Zuschreibung zu etwas anderem, und da man die Wirklichkeit des
Objekts in seinem „Hirnkasten“ (398) nicht kennt, wird es zu etwas Mystischem. Auch die einfache Ware wird im Spiegel
zu etwas anderem, zu etwas Naturhaften.

Wenn ein Fetischismus behauptet wird, dann muss es auch einen Fetisch geben.

Was aber ist der Fetisch?

Marx unterscheidet dreierlei Fetische:

Kapitalfetisch: der Glaube an „automatische“ Vermehrung, als zugeschriebene,
angedichtete Eigenschaft.
„mystisch“ heißt hier (Kapitalfetisch) „unvermittelt“, G – G´, also ohne
den realen Prozess ( G => G´), der entweder unbekannt ist, ignoriert
wird oder „übersehen“ wird...
Geldfetisch: Glaube an den immanenten Wert, „wertvoll“ etwas ist per se, von
Natur aus „wertvoll“, der gesellschaftliche Charakter ist die
Funktion der Geldware als allgemeines Äquivalent
Warenfetisch: die Ware ist nur ein Ding. Dies verkörpert als Ware, als dingliches
Objekt aber etwas anderes. Sie „verkörpert“ (buchstäblich) ihre
Tauschbarkeit.
Der Glaube an...?????


Was ist der gesellschaftliche Charakter von Waren? Der entsteht durch die gesellschaftliche Beziehungen,
die im Tausch eingegangen werden (anders: der Wert der Eicheln bei John Locke)

„Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, dass sie den Menschen die gesellschaftlichen
Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche („vergegenständlichte“ jH) Charaktere der Arbeitsprodukte
selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückgespiegelt.“

Wer/Was wird zurück gespiegelt?
Die Seite der gesellschaftlichen Beziehungen der Ware, ihre Tauschbarkeit (der Warenform) wird gespiegelt als
Natureigenschaft, d.h. als wären sie „von Natur aus“ tauschbar. Aber das Spiegelbild ist ein Zerrbild, ein Trugbild
(Phantasma), das man nicht wie ein Ding berühren kann, so gesehen „übersinnlich“.

Die gesellschaftliche Seite erscheint im Spiegelbild als Natureigenschaft dieser Sache.
Dass eine unsichtbare Beziehung für eine Natureigenschaft von Dingen gehalten wird, das ist der Fetisch.

Dies ist aber eine Wahrnehmung. Der Fetisch ist die Zuschreibung der Natureigenschaft (–lichkeit). Zuschreibung
heißt eben hier verzerrte Wahrnehmung.
Die Dinge sind „von Natur aus“ tauschbar, selbstverständlich und fraglos (niemand stellt das in Frage).

Wir sind es gewohnt, nicht in Prozessen zu denken, sondern in festen Tatsachen

Wir können nur die Dinge sehen, keine Prozesse, keine Beziehungen – unsichtbar und unsinnlich-übersinnlich.
Daher verkleiden wir Prozesse, Beziehungen usw. in eine sachliche Form mit „natürlichen“ Eigenschaften.

Wir sehen die Ware eben nur als Ding und nicht als das, was sie „in Wirklichkeit“ ist: eine „vermittelnde“ Sache,
ein Tauschprodukt. Und ebenso ein Produkt als Vergegenständlichung vieler Beziehungen (gesellschaftliche Arbeitsteilung)
Die Wirklichkeit ist eben der Produktionsprozess (gesellschaftlich in der Warengesellschaft). Sie erscheint ausschließlich
als „Ding“, obwohl jedem klar ist, dass die gekaufte Ware etwas Hergestelltes ist und vergessen das beim Billigfleisch.

Noch zum Tauschcharakter:
Im Mittelalter war der Tausch persönlich und zeigte persönliche (machtvolle) Abhängigkeit (feudale Machtverhältnisse).
Der Tausch war ein Dokument persönlicher Abhängigkeit.
Bei der Warenproduktion gibt es keine persönliche Abhängigkeit – doch schon, aber nicht als gesellschaftlich dominierendes,
konstitutives Strukturmerkmal).

Es gibt aber eine allgemeine Abhängigkeit qua Beziehung. Die ist „dokumentiert“ und verkörpert durch sachlich vermittelten
Tausch („zweiseitig übereinstimmende Willenserklärung“)
Keine Abhängigkeit von Personen, sondern von Beziehungen (= Verhältnissen), also „Beziehungsabhängigkeit“.
Eine Beziehungsabhängigkeit nicht unmittelbar konkreter, sondern allgemeiner gesellschaftlicher Art.
In jedem Verhalten („Verhältnis“) steckt Abhängigkeit, jedes Verhalten ist eine Antwort. (Kooperation). Es ist ein
gesellschaftliches Netz von Beziehungen, das Abhängigkeiten dokumentiert. Niemand kann Robinson sein, jeder ist ein Punkt
im Netz der Warenwelt.

Dass der Tausch nur in diesem „Rahmen“ und nicht „von Natur aus“ erfolgt, ist real. Dass er für „natürlich“ gehalten wird,
das ist der Fetisch.

Aber in der Warenwelt gibt es für ein Urbild tausend Spiegel wie in einem Spiegel-Labyrinth.
Der Fetisch ist die Zuschreibung der Natureigenschaft (-lichkeit) des Tauschs, die dem Ding real nicht zukommt, weil es eben Ware ist.
Es sind aber die vielfältigsten Beziehungen in einer Gesellschaft.
Alles kann zur Ware werden, auch Nicht-Stoffliches. Alles wird käuflich, alles wird zu einer „Sache“.

Es ist alltäglich, dass wir mit Geld (als Äquivalent) hantieren.
Ebenso alltäglich, dass wir von einer unüberschaubaren Warenwelt und selbstverständlicher Tauschbarkeit umgeben sind. Und
diese Warenwelt beherrscht uns. Und gegen etwas, was von Natur aus so und so ist (= nach unserer Wahrnehmung, „mystisch“),
können wir uns nicht wehren, wir sind ausgeliefert. Wie den Göttern.

Aber da wir alltäglich und ausschließlich von Waren (= Produkten) umgeben sind, fällt es uns schwer, diese „fälschlicherweise“,
„zu Unrecht“ Warendingen zugeschriebene Eigenschaft zu sehen, zu erkennen.
Die Beziehungs-/Tauschseite sehen wir nicht, weil sie in einem Ding „steckt“, sie erscheint nicht, nur das Ding wird gesehen.
Gewöhnung. Es wird mit größter Selbstverständlichkeit gehandelt. Die Tauschbarkeit wie eine Natureigenschaft, „von Natur aus“.
Jeder weiß, dass Waren hergestellt worden sind, aber niemand assoziiert damit sozioökonomische Beziehungen.

Diese angenommene „Natürlichkeit“ in der Tauschwelt ist der Fetisch (in Wirklichkeit gesellschaftliche Beziehung). Das ist die allgemeine Seite.

Der ganze bunte, schillernde Kosmos der Warenwelt wird zu unserer „natürlichen“ Umgebung.
Nicht nur ein „natürliches“ Tauschverhältnis im Allgemeinen, sondern es gibt noch einen besonderen Charakter im Tauschverhältnis.

Diese Dinge „repräsentieren“ „in Wirklichkeit“ als Waren gesellschaftliche Beziehungen nicht nur im Allgemeinen, sondern im
Speziellen noch eine „Farbe“.
Ich kaufe mit jeder Ware nicht nur die allgemeine Beziehung, das allgemeine Tauschverhältnis, sondern auch eine besondere
Beziehung, die gewissermaßen mit einer „Farbe“ aufgeladen wird (habe im Moment kein besseres Wort).

Ich kaufe mit jeder Ware nicht nur die allgemeine Beziehung, sondern auch eine besondere Beziehung mit.
Was auch immer ich kaufe, ich kaufe nicht nur eine Seife, sondern z.B. Rexona, oder die Marlborough und der Marlborough
Mann (als man noch für Tabak warb).

Auch andere soziale Beziehungen sind sachlich durch Waren (oder deren Abwesenheit) vermittelt, z.B. der Neid als soziale Beziehung:
„ Wie sehr das Beneiden ein soziales............. Verhalten ist, geht auch daraus hervor, dass der Neider ohne den anderen niemals ein
Neider sein könnte, aber doch mit eben diesem in der Regel keine soziale Beziehung aufnehmen möchte“. (...etwas auch haben wollen...)

Analog bei „Anerkennung“: auch diese „immaterielle“ Beziehung ist sachlich vermittelt usw. Da bin ich wieder bei der „Levis“.


....Und wenn ich jetzt ein letztes Mal den Text gelesen habe, merke ich , ich könnte ihn noch einmal neu schreiben.....


Den Stil verbessern — das heißt den Gedanken verbessern, und gar nichts weiter! (Nietzsche)


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Marx & Ökologie: 5. Seminar Wechselwirkung
Marx & Ökologie: 2. Seminar Naturgesetze

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